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Auswanderung und mentale Gesundheit

von | Auswanderung, Mentale Gesundheit fördern

auswanderung

Wie kann man in der heutigen, sich schnell und ständig verändernden Welt klug auswandern und das Land verlassen, in dem man geboren wurde? Sollen wir es wirklich verlassen, weil ein anderes Land uns das geben kann, was uns glücklich macht? Wie wirkt sich der Gedanke an Auswanderung auf unsere mentale Gesundheit aus?

Ziel dieses Artikels ist es, dich bei der Planung zu unterstützen, indem wir uns auf die psychische Gesundheit und die Rationalität konzentrieren.  Da das Thema psychische Gesundheit sehr vielseitig ist, ist dies der erste einer Reihe von Artikeln.

(Anmerkung des Verfassers: In diesem Fall bezieht sich die Flucht nicht auf negative Migrationsprozesse in der Außenwelt aufgrund politischer Prozesse).

Interessante Informationen

Als ich vor einigen Jahren einen Vortrag über Auswanderung halten sollte, habe ich schon vorher mit der Recherche begonnen. Es war nicht einfach, an offizielle Daten zu kommen, denn wenn man bei einer Google-Suche Auswanderung, die auch für deutsche Staatsbürger gilt, eingibt, findet man fast überall nur Einwanderungsdaten.

Auf jeden Fall war es für mich eine interessante Tatsache, dass innerhalb der EU- Länder die Auswanderung aus Deutschland einen wesentlichen Anteil ausmacht, was aber bei einer Bevölkerung von 80 Millionen Einwohnern dem Wohlstand des Landes nicht schadet.

Diese Tatsache hat mich zum Nachdenken gebracht, obwohl ich selbst aus rationalen Gründen nach Deutschland gezogen bin. Bei der Recherche in den deutschen Medien wurde die Auswanderung von Deutschen aus Deutschland als eine Art Modeerscheinung beschrieben. Da ich nicht wirklich ein Medienmensch bin und mich aufgrund meines Berufs im Hintergrund interessiert, warum jemand die Entscheidung trifft, eine neue Heimat zu suchen, habe ich angefangen, weiter zu recherchieren. Mich interessierte in erster Linie nicht, wer wohin ausgewandert ist, sondern der Prozess selbst, der von der Geburt der Idee bis zu ihrer Verwirklichung führte, und wie die betroffene Person diesen Prozess erlebte.

Das heißt, warum sie diese Gefühle hatte sich eine neue Heimat suchen zu wollen.

Denn die Hauptsache wird in diesem Satz beschrieben.

Welche Gefühle führen dazu, dass sich jemand für die Auswanderung entscheidet? Wie fühlen wir uns, wenn wir eine solche Entscheidung treffen?

Auswanderung oder Flucht?

Ich habe versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, zugegebenermaßen ohne großen Erfolg. Da ich nicht fand, wonach ich suchte, beschloss ich, dass die besten Antworten, die ich bekommen konnte, von Menschen kamen, die bereits seit kurzem oder langem in ein neues Land ausgewandert waren und dort ihre Zukunft aufgebaut hatten.

Als ich mit vor allem Menschen aus Amerika, Ungarn, Teneriffa und Thailand sprach, wurde ein soziales Problem deutlich: Man hat das Gefühl, nicht mehr frei sein zu können, weil man sich von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt fühlt.

Ist daFlucht von Problemes wirklich der Fall? Schätzt die Gesellschaft uns nicht, oder schätzen wir uns selbst nicht?

Die Idee der Auswanderung ist geboren

Meistens höre ich von Kunden und Bekannten, dass die Idee, auszuwandern, ob mit oder ohne Sprachkenntnisse, in erster Linie aus rationalen Gründen geboren wird. Diese Tatsache wird in der Regel beim Coaching in Frage gestellt, je nach Person in einem bestimmten Umfang. Das Ergebnis ist, dass die meisten Menschen hoffen, dass die Auswanderung ihre geistigen und seelischen Probleme lösen wird. Dann wird es offensichtlich, dass sie in sich selbst tatsächlich einen oder mehrere Irrglauben, eine falsche Überzeugung gebildet haben.

Warum tun Menschen so etwas?

Für den eigenen Seelenfrieden. Sie glauben, dass in dem neuen Land alles zurechtbiegen wird. Vorübergehend vielleicht, aber nicht auf lange Sicht.

Wenn wir in den Gesprächen einige der wichtigen Faktoren der psychischen Gesundheit, der Rationalität erkunden und so die Dinge ausbalancieren, wird klar, dass das, was die Person plant, keine Auswanderung im positiven Sinne ist, sondern eine Flucht vor Problemen.

Viele Menschen stellen fest, dass, nur weil sie hier in Deutschland vielleicht mehr verdienen oder auf Mallorca jeden Tag das Meer sehen, das Gefühl, nach dem sie sich sehnen, nicht eintritt. Und falls es doch eintritt, ist es nicht dauerhaft und stabil.

Die Bedeutung der psychischen Gesundheit vor der Auswanderung

In den meisten Fällen wird die Idee, wie schön es wäre, hier oder dort zu leben, während eines kurzen oder langen Urlaubs geäußert. Die positiven Erfahrungen, die man in diesen ein oder zwei Wochen sammelt, wecken in einem den Wunsch, mit der Idee zu spielen, sich für immer so fühlen zu wollen. Wie es wäre, dort zu leben, wo man sich frei, entspannt und sorglos gefühlt hat. Bei diesen Gedanken geht es nicht um Rationalität, sondern um die Freiheit der Seele. Um einen inneren zuversichtlichen emotionalen Zustand, der derzeit nicht stabil ist.

Der andere Grund ist die Verzweiflung. Man hat Ziele und Pläne, und hat das Gefühl, dass man im Heimatland weder materiell noch moralisch geachtet werde. Man denkt, wenn der Sohn des Nachbarn im Ausland lebt oder arbeitet und es ihm gut geht, kann es einem auch gut gehen. Oder sieht sich Fernsehserien über Auswanderer an. Dann kommt wieder die Enttäuschung oder der Schwur, dass einem so etwas nicht passieren wird.

Wenn sich jemand bereits nach einem bestimmten emotionalen Zustand sehnt, ist das ein Zeichen dafür, dass seine geistige Gesundheit nicht in Ordnung ist. Wenn man in diesem Fall auswandert und sich sagt: „Ja, ich zeige es dir“, heißt das, dass man nur flüchtet.

Die Entstehung von falschen Überzeugungen

Das Urlaubssyndrom bezeichnet ein Gefühl, von dem viele Menschen wissen, dass es eher zur Flucht als zur tatsächlichen Auswanderung führt. Denn das positive Gefühl, das man im Urlaub hat, verblasst mit der Zeit. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub hält das positive Gefühl noch eine Weile an, aber dann kommen die Tagträume darüber, wie viel besser es dort war als hier. Dieser Gedankengang wird fortgesetzt, „weil es dort besser sein wird“, „weil dort alles anders ist“. Es dauert Jahre, bis man erkennt, dass diese scheinbar positiven Bestätigungen gar nicht mehr so positiv sind.

Das positive Lebensgefühl, wird durch Heimweh, oft durch Probleme im Umgang mit der Verwaltung aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse und durch Einsamkeit überlagert, weil Familie und Freunde zu Hause geblieben sind. Dann stellt sich die Frage: Haben wir wirklich die richtige Entscheidung getroffen, oder wenn nicht, übernehmen wir die Verantwortung dafür? Oder sind unser Selbstwertgefühl und unsere Selbsteinschätzung beschädigt und wir bestrafen uns selbst?

Wenn sich jemand selbst damit ermutigt, dass jemand es schon geschafft hat und wie gut es ihm geht, ignoriert er die Tatsache, dass wir geistig oder körperlich nicht gleich sind.

Das Ergebnis ist immer eine Enttäuschung.

Der allgemeine Ausgangspunkt, um eine Flucht zu verhindern

Der Grund, warum es sich lohnt, das Thema Auswanderung aus der Perspektive der psychischen Gesundheit näher zu betrachten, ist, dass jemand, der sich entscheidet zu gehen, dies nicht mit dem Ziel der Flucht tut. Die emotionalen und mentalen Probleme werden dadurch nicht gelöst werden. Für eine Weile wird der Schwerpunkt verlagert, die Aufmerksamkeit wird abgelenkt, was bedeutet, dass das grundlegende Problem noch gelöst werden muss.

Wie kann man dann überhaupt planen?

Der Schwerpunkt ist, sicherzustellen, dass der mentale, emotionale und psychologische Zustand stabil ist, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Das Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit, ob in sich selbst oder in dem Erfolg eines neuen Lebens, sollten auf einem soliden Fundament aufgebaut werden. Auf sicherem emotionalem Zustand, in dem das spätere Heimweh oder die Einsamkeit unser Leben nicht beherrschen können.

Wenn du planst, mit deiner Familie auszuwandern, sollst du darauf achten, dass ihr euch gegenseitig unterstützt. Wir denken vielleicht, dass meine Frau/mein Mann mich liebt und die Auswanderung auch will, aber in vielen Fällen stellt sich heraus, dass nach der Auswanderung der Familienfrieden und die Harmonie auf Dauer nicht mehr dieselben sind.

Betrachten wir die Risikofaktoren aus einer emotionalen Perspektive.

Sobald diese emotional-mentalen Schlüsselfaktoren feststehen, kann die eigentliche rationale Planung beginnen – wohin und warum in dieses Land.

Im nächsten Artikel werden wir die Frage diskutieren: Wenn wir nicht mehr auf der Flucht sind, ziehen wir dann einfach in ein anderes Land oder wagen wir den Sprung?

Wenn du aufgrund des obigen Artikels das Gefühl hast, dass du professionelle Hilfe benötigst, weil du eine sichere mentale Grundlage für deine Zukunft in einem neuen Land schaffen willst, weil deine emotionale und mentale Gesundheit wichtig ist – nicht nur vor der Auswanderung, sondern auch danach -, buche ein Beratungsgespräch und lass uns gemeinsam darüber sprechen.

Bencze Erika coach
Die Autorin ist Coachin auf dem Gebiet der Individualpsychologie, Wirtschaftswissenschaftlerin und Expertin im Bereich Human Resources. Heute unterstützt sie als psychologischer Coach nicht nur Unternehmen in der Entwicklung ihre HR-Prozesse, sondern auch Einzelpersonen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Lösung psychischer Probleme. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sie sich mit der Verhaltens- und Persönlichkeitsanalyse und untersucht Faktoren, die die Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen, wie zum Beispiel Depression und Kindheitstraumata, sowie deren Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein, die mentale Gesundheit und Karriere. Ihr Ziel ist es, ganz nach den Leitprinzipien der Individualpsychologie, Menschen auf ihrem Weg der Selbsterkenntnis hin zu einer besseren Lebensqualität zu begleiten.
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